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Schweizer Wahlkampf 2015
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Schweizer Wahlkampf 2015
Schweizer Wähler

Bachs, 12. September 2015, 13:07 Uhr

Bachs, 12. September 2015, 13:07 Uhr

«Selbstverständlich gehe ich wählen, von diesem Recht mache ich sehr gerne Gebrauch. Ich werde SVP wählen, weil das aus meiner Sicht die einzige Partei ist, die ein klares Konzept hat, wie sie mit der Schweiz weitermachen will. Ich bin mit der Partei aufgewachsen, denn ich komme aus einer SVP-Familie und fand das eigentlich immer eine gute Sache. Weil das Panaschieren zum Nachteil sein könnte für die Partei, werde ich die Liste 1 unverändert einwerfen. Denn ich will in Bern ein klares Signal setzen. Welche Partei ich nie wählen würde? Die SP. Die geben Geld aus, welches sie nicht erwirtschaften mussten.»

September 27, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Bern, 22. September 2015, 16:13 Uhr

Bern, 22. September 2015, 16:13 Uhr

«Es sind die ersten Wahlen, bei denen ich nicht wählen gehe. Bisher habe ich mich meine Pflicht immer erfüllt, doch nun machen die Beine nicht mehr mit, es wird mir sturm im Kopf, ich muss mit dem Taxi in die Stadt. Dieses Mal sind es die Jungen, die ihre Zukunft machen sollen, nicht wir – unser Leben ist vorbei. Ich wählte früher nie nur eine Partei, sondern hörte mir immer an, wer etwas Vernünftiges zu sagen hatte – manchmal Freisinn, manchmal sozial, jede Partei hat irgendetwas Gutes. Eine Zeitlang habe ich auch SVP gewählt, doch die sind mir zu extrem geworden.»

September 26, 2015von Ronnie Grob
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Interview,Wahlveranstaltung

SVP Schiessen in Regensdorf-Watt: «Trainieren der Wehrhaftigkeit»

Ich war an einem Sonntagmorgen in Regensdorf am «SVP Schiessen 2015». Um mit einer Kandidatin zu reden, die gemäss Smartvote.ch meine politischen Ziele teilt.

Der 13. September 2015, ein grauer Sonntagmorgen in der Zürcher Gemeinde Regensdorf-Watt. Auf dem Schiessplatz «Im Weidgang» am oberen Dorfrand trifft sich die Schweizerische Volkspartei SVP zum gemeinsamen Schiessen. Obwohl viele bereits am Freitag und am Samstag geschossen haben, sind Dutzende Leute vor Ort, es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Wie man mir berichtet, sind es aber weniger als auch schon. Dieses Jahr wurde der Anmeldeschluss sogar um eine Woche verlängert, um genügend Leute zu finden, denen das «Trainieren der Wehrhaftigkeit» ein Anliegen ist:

SVP Schiessen

Aus der Ferne ist Kirchenglockengeläut zu hören, aus der Nähe Schiesslärm. Es sind Gürtel mit Kühen drauf zu sehen, darüber Schwingerhemden. Und die Parteiprominenz ist vertreten mit Nationalräten wie Hans Fehr (SVP), Thomas Matter (SVP) («Habe jedes Mal die Scheibe getroffen, darauf bin ich stolz») oder Alfred Heer (SVP) («Meine Freundin hat mich angerufen, als ich gerade am Zielen war – dann habe ich verzogen»). Den Eingang zum Bereich, den man mit Ohrenschützern betreten sollte, weist eine Pappfigur mit einem lebensgrossen Mauro Tuena (SVP) («Ich wünsche Ihnen eine ruhige Hand und dann gut Schuss …»).

Schiessstand Regensdorf

Vor dem Schiessstand Regensdorf.

Männer mit Trainerjacken des FSG Zwillikon oder des Schiessverein Höri trotten zum Shuttlebus, der sie zu dem zwischen Niederhaslistrasse und Rümlangstrasse eingerichteten «Festgelände» bringt. Eine Gruppe junger Männer unterhält sich über Würste. Manche Sturmgewehre stehen offen herum, die meisten aber werden sauber verpackt transportiert. Die Stimmung ist gut, aber auch verhalten-ernst, als habe man an diesem Sonntagmorgen wie bei einem Kirchgang eine wichtige Pflicht zu erfüllen. Interessant ist die Durchmischung der Anwesenden: Es ist alt und jung da, überraschend viele Frauen und nicht wenige junge Menschen mit dunklerer Hautfarbe.

Vor dem Schiessstand Regensdorf.

Wahlplakat von Katia Weber (Junge SVP)

Katia Weber (Junge SVP) ist nach dem Schiessen etwas enttäuscht («letztes Mal hatte ich 62 Punkte»). Eine Smartvote-Auswertung hat ergeben, dass sie die Kandidatin im Kanton Zürich ist, die angeblich die meisten Übereinstimmungen mit meinen politischen Vorstellungen hat. Zeit, bei einem Gespräch mehr herauszufinden. Wir setzen uns vor das Schützenhaus.

Du bist gemäss Smartspider für eine extrem liberale Gesellschaft – warum bist Du in der von vielen als stockkonservativ eingestuften SVP?
Die SVP ist für mich die einzige Partei, die in Frage kommt, denn alle anderen Parteien sind mir zu weit links. Die FDP gilt zwar als bürgerlich, setzt mir das aber zu wenig konsequent um. Dass ich gemäss Smartvote eine «liberale Gesellschaft» stark befürworte, hat damit zu tun, dass ich sehr freiheitsdenkend bin – und das beisst sich halt ab und zu mit dem Konservativen. Ich bin in einem konservativen Umfeld aufgewachsen, aber gesellschaftspolitisch bin ich sehr liberal. Ich kann mir beispielsweise gut vorstellen, dass ein Kind mit zwei Vätern aufwächst. Oder dass es Homosexuellen erlaubt wird, Kinder zu adoptieren. Mit solchen Meinungen bin ich übrigens in der Jungen SVP auch nicht alleine.

Was machst Du beruflich?
Ich habe Fotofachfrau gelernt und arbeite als Fotografin. Dazu habe ich die Handelsschule gemacht und arbeitete zuletzt sechs Jahre in einer Anwaltskanzlei.

Du bist freiwillig hier als Helferin gemäss Einsatzplan, an einem freien Sonntag. Warum?
Das frage ich mich manchmal auch (lacht). Nein, für mich ist klar: Wenn ich mich in einem Verein engagiere, dann bin ich auch aktiv. Weil ich auch im Vorstand der Jungen SVP bin, nimmt mir das sehr viel Freizeit, vor allem jetzt, während des Wahlkampfs.

Und Du bist hier auch freiwillig zum Schiessen?
Klar! Meine Mutter ist ja eine sehr gute Schützin. Ich selbst habe das das erst letztes Jahr entdeckt. Eigentlich hätte ich gerne Militärdienst geleistet, aber damals, mit 18, habe ich mich nicht recht getraut.

Was sind Deine politischen Ziele?
Mein politisches Ziel ist es, weiterhin das Gedankengut der SVP zu vertreten und zu vermitteln. Manchmal glaube ich fast, an Standaktionen ist mehr zu erreichen als in einem Amt. Natürlich wäre es der Hammer, gewählt zu werden, aber mit Platz 5 auf der Liste der Jungen SVP sind meine Chancen gering.

Was sind Deine wichtigsten politischen Anliegen?
Sicher muss der Schweizer Staat seinen Schuldenberg reduzieren. Wenn Geld reinkommt, sollte es der Bund nicht gleich wieder ausgeben für etwas, für das er sich nun auch noch zuständig sieht. Ich bin für tiefere Gebühren und Steuern und natürlich für mehr Freiheit und weniger Gesetze. Weniger Schikanen und Rotlichter im Strassenverkehr, keine weitere Reduktion der Parkplätze. Viele sind auf das Auto angewiesen und bald ist es nur noch für Reiche zahlbar. Das möchte ich verhindern und appelliere auch da wieder zu mehr Freiheit und Selbständigkeit. Weiter stehe ich ein für ein härteres Vorgehen gegenüber Straftätern. Ich kann es nicht verstehen, wenn jemand einen Mord begeht und ihm dann auch noch eine Therapie bezahlt wird. In der Schweiz kümmert man sich zu wenig um die Opfer und zu sehr um die Täter.

Gibt es auch Leute in der SVP, mit denen du gar nichts am Hut hast?
Es gibt schon auch Leute, mit denen ich rede und nur wenig gemeinsames Gedankengut entdecke. Hinter den Exponenten der Partei – also Blocher, Köppel oder Mörgeli – stehe ich aber voll und ganz.

Wie wichtig ist das Thema Zuwanderung für Dich?
Das Asylthema ist heikel, sehr emotional, das merkt man bei den Gesprächen mit der Bevölkerung. Der Masseneinwanderungsinitiative habe ich zugestimmt, um ein Zeichen zu setzen. Die Infrastruktur muss ja immer erweitert werden. Und irgendwann reicht die ja nicht mehr aus für so viele Leute.

Mit welcher Partei kannst Du nichts anfangen?
Mit der JUSO. Diese Partei steht nun mal überhaupt nicht auf meiner Linie. Sie fordert nur, ohne zu überlegen, wo das Geld herkommt, mit dem alles bezahlt werden soll.

Das Gespräch mit Katia Weber wurde am 12. September 2015 in Regensdorf-Watt geführt.

September 25, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Zollikofen, 14. September, 22:03 Uhr

Zollikofen, 14. September, 22:03 Uhr

«Ich wähle Liste 9, Grüne, und zwar nur Grüne, denn wir sind auf alle Stimmen, die wir mobilisieren können, angewiesen. Ich bin nämlich selbst auch auf dieser Liste, auf dem letzten Listenplatz. Mein Wahlziel ist es, aufgrund der Stimmenzahlen nicht mehr auf dem letzten Platz zu sein. Das hat meine Mitkandidierenden schon etwas irritiert, weil sie das als Kampfansage empfunden haben. Doch gesunde Konkurrenz beflügelt alle. Für einige sind ökologische Themen vielleicht etwas in den Hintergrund gerückt, doch für mich sind diese Themen zentral. Wir müssen mit der Energiewende weg von der Atom- und Fossilenergie, wichtig sind aber auch viele andere grüne Themen, so zum Beispiel der Kulturlandschutz. Natürlich aber beschäftigt mich auch die Flüchtlingsnot. Es ist wichtig, dass wir den Zufluchtsuchenden eine Perspektive bieten und zunächst einmal eine anständige Unterkunft sicherstellen.»

September 25, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Bern, 22. September 2015, 15:13 Uhr

Bern, 22. September 2015, 15:13 Uhr

«Was meinen Sie, wen wählt man in einem christlichen Betagtenheim? Mit der EVP habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Die haben sich ja zusammen mit den anderen Parteien am Fernsehen vorgestellt und dann gesagt, sie seien mehr links ausgerichtet – da hat es mir gleich abgelöscht, das ist nichts für mich. Ich war ja mehrere Jahre für die SVP im Grossen Rat, da sagten wir jeweils: Die EVP überholt die Linken noch links! Ich wähle die Liste EDU Bern, und lege sie unverändert ein, weil ich überzeugt bin, dass das die richtige christliche Partei ist. Seit ich den Kanton gewechselt habe, bin ich aber nicht mehr in einer Partei. Politisch ist mir zum Beispiel die Beibehaltung der Nationalhymne in ihrer jetzigen Form wichtig. Sie soll bleiben, wie sie ist, und so ist sie auch richtig. Wir hatten sie über beide Weltkriege hinweg, und es war Gott, der uns dabei beschützt hat, davon bin ich überzeugt.»

September 24, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Bern, 21. September 2015, 16:05 Uhr

Bern, 22. September 2015, 16:05 Uhr

«Dieses Jahr habe ich bisher noch nicht so richtig Zeit gefunden, mich zu informieren. Aber ich habe vor, zur Wahl zu gehen und ich will auch mal noch die Fragen bei Smartvote.ch beantworten. Per Zufall habe ich im Vorfeld einige Wahlvideos von Kandidaten gesehen – so weiss ich nun schon mal, wen ich sicher nicht wählen werde. Ich werde mir dann eine Liste aussuchen, die mir zusagt. Persönlich wichtig sind mir die Themen Umweltschutz und Bildungspolitik – weil ich auch selbst in der Bildung arbeite.»

September 23, 2015von Ronnie Grob
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Interview

«Letzten Sonntag hatte ich in einer Sonntagszeitung eine grössere Story drin»

Michael Gehrken ist selbständiger Lobbyist in Bern. Als ehemaliger Journalist, Kommunikationsberater und Amtssprecher kennt er die Kommunikationswege in Bern bestens. Im Interview mit Nachbern.ch erzählt er, wie man einen Journalisten dazu bringt, im Sinne des eigenen Auftraggebers zu schreiben und weshalb Politikjournalisten von Sonntagszeitungen nicht vor Donnerstag gestört werden möchten.

Ihre Firma heisst Competentia, ihre Anrufe werden aber von Furrer-Hugi entgegengenommen. Wie das?
Competentia – Dr. Michael Gehrken ist eine Einzelfirma, ich bin selbständig erwerbend. Zusammen mit Nationalrat Lorenz Hess (BDP) und Rob Hartmans bin ich als einer von drei aktiven Partnern beteiligt an der Furrer Hugi Advisors AG, welche eng mit der im selben Hause angesiedelten Agentur furrerhugi kooperiert. Es handelt sich dabei um ein Konstrukt wie in einer Anwaltskanzlei, wir haben die Zusammenarbeit vertraglich geregelt: Wenn die Kommunikationagentur furrerhugi spezifisches Know-How braucht aus unserem Themenfeld, dann kommen sie auf uns zu und ziehen uns bei. Andererseits beziehen wir Dienstleistungen bei furrerhugi.

Wir haben uns im Hotel Bellevue an einer von der SPAG organisierten Podiumsdiskussion zum Thema Asyl kennengelernt. Was haben Sie gestern an diesem Anlass gemacht? Was haben Sie gearbeitet?
Politik hat sehr viel mit Informationsaustausch zu tun, also mit dem Abholen und dem Vermitteln von Informationen. Dafür gibt es die klassischen Medienkanäle. Aber einer der Verbreitungskanäle ist natürlich auch der persönliche Kontakt. Ich war aus Interesse am Thema am Anlass, aber grundsätzlich geht es dabei natürlich auch immer um die Pflege von Netzwerken. Das persönliche Gespräch ist eine Ebene, die ich nicht missen möchte – denn wie wäre das, wenn wir nur noch alle vor den Computern sitzen würden? Sie und ich sind das beste Beispiel dafür, dass so ein Anlass Sinn macht – wir haben uns dabei kennengelernt.

Diese Netzwerke müssen sich ja dann auszahlen. Man muss die Leute, die man kennenlernt, doch irgendwann dazu bringen, etwas zu tun, das die eigenen Geldgeber befriedigt.
Nein, nicht zwingend. Netzwerke werden gepflegt, weil die Leute an sich ein Bedürfnis zum sozialen Austausch haben – an solchen Anlässen tummeln sich viele begnadete Netzwerker. Die Frage ist, ob man diese Netzwerke auch im Auftrag für andere einsetzt. Und das ist in meinem Fall durchaus so, indem ich in diesen Netzwerken auch offen Anliegen von Mandanten vertrete.

Wenn jemand Geld gibt, dann will er ja in der Regel auch etwas dafür.
Als ich mit Competentia anfing vor einem Jahr, hatte ich schon ein relativ grosses Beziehungsnetz. Und viele Leute aus meinem Umfeld sind dann an mich herangetreten, ob ich nicht Kontakt schaffen könnte zu diesen oder jenen Personen. Hier nehme ich also so etwas wie eine Vermittlerfunktion ein. Die Problematik dabei ist: Wo leistet man einen kostenlosen Freundschaftsdienst? Und wo beginnt der Aufwand, für den man auch etwas verlangen muss?

Aber ihre Klienten erwarten doch etwas von Ihnen?
Sie erwarten von mir zu Recht, dass ich ihre Interessen vertrete, dass ich ihre Anliegen in die Politik einbringe.

Und das läuft dann über diese Netzwerke?
Das ist so – unter anderem. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Auf dem Höhepunkt der Diskussionen zum Lobbying im Fall Markwalder während der Sommersession habe ich mit einer SP-Nationalrätin etwas auf der Bellvue-Terrasse gegessen. Als ich ihr gegenüber meinen Kunden «strasseschweiz – Verband des Strassenverkehrs» deklarierte, kritisierte sie das als schädliche Einflussnahme. Gleichzeitig aber bezeichnete sie mein Lobbying für meinen Kunden «Alliance Animale Suisse» als gutes Lobbying. Das zeigt mir auf, dass die Beurteilung von Lobbying oft eine Frage des Standpunkts ist. Jeder Lobbyist muss sich überlegen, welche Aufträge er annehmen will und welche nicht. Das ist ein moralisch-ethischer Entscheid.

Gibt es denn Mandate, die Sie nicht annehmen würden?
Also ich persönlich hätte ein Problem damit, Diktatoren zu vertreten. Aber jeder hat das Recht, seine Interessen zu vertreten, ich mag hier niemanden verurteilen.

Gemäss Lebenslauf waren sie sechs Jahre als Journalist tätig, dann PR-Berater und Amtssprecher, nun Lobbyist. Sagen Sie mir doch: Wie kann man einen Journalisten am Leichtesten um den Finger wickeln?
Man kann sie nicht um den Finger wickeln. Man weiss aber, welche Journalisten persönlich an welchen Themen interessiert sind. Mit News in diesen Bereichen findet man den Zugang zu ihnen und kann etwas Existierendes in ihr Blickfeld rücken.

Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie erfolgreich sind? Also wenn Sie mit einer Information an einen Journalisten herantreten, der diese richtig aufnimmt und widergibt und Ihre Story mit dem richtigen Spin auf der Titelseite einer Sonntagszeitung landet?
Es ist eine gewisse Befriedigung, selbstverständlich. Ich kann ganz offen sein: Letzten Sonntag hatte ich in einer Sonntagszeitung eine grössere Story drin, die am Montag auch von anderen Zeitungen aufgenommen wurde.

Können Sie sagen, welche das ist?
Das möchte ich lieber nicht sagen. Aber erstens hat das den Journalist befriedigt, weil er etwas gebracht hat, das am Montag Widerhall gefunden hat. Die Story hatte ganz offenbar eine gewisse Relevanz, was für den Journalist nicht unwichtig ist. Zweitens hat es mich befriedigt, weil die Story im Sinn des Auftraggebers war. Und drittens hat es den Auftraggeber befriedigt – sehr!

Und wenn die Story lesenswert war, dann war doch auch der Leser befriedigt.
Das ist durchaus so. Zumal die Story gut und mit verschiedenen Meinungen aufgearbeitet war.

Haben es gewisse Journalisten von Sonntagszeitungen nicht sehr einfach? Ich frage mich manchmal, was die während der Woche machen.
Ohne wertend zu sein: Ich weiss von Leuten bei Sonntagsmedien, die sehr offen darum bitten, nicht vor Donnerstagmittag über gewisse Geschichten zu reden.
Früher war es so bei den Sonntagsmedien: Am Montag war frei. Am Dienstag dann haben die Journalisten angefangen, etwas zu recherchieren. Doch das Problem ist, dass wer recherchiert, auch riskiert, dass jemand Wind kriegt von diesen Recherchen. Man wird versuchen, zu übersteuern, also zu erreichen, dass die Recherchen nicht zu einer Geschichte werden.
Als ich noch bei der Bundesverwaltung tätig war, war es durchaus üblich, am Freitagnachmittag um 16 Uhr eine Medienmitteilung zu verschicken, wenn sich abgezeichnet hat, dass eine Story in den Sonntagsmedien erscheint. So war die Story am Samstag in den Medien und am Sonntag erledigt. Der Journalist ist folglich gezwungen, seine Recherchen auf das Ende der Woche zu legen. Heute fangen deshalb viele Sonntagmedien erst am Donnerstag an, vorsichtig kontrovers zu recherchieren. Die Konfrontation der Betroffenen mit den Fakten findet am Samstag statt – erst dann können sie nicht mehr reagieren. Und vor allem: Auch die Konkurrenz hat keine Vorlaufzeit mehr, dieselbe Geschichte aufzunehmen.

Wie sind die Erfahrungen mit Medien sonst?
Ich stelle fest, dass sehr oft in allen Medien das Gleiche kommt, dass der eine dem anderen abschreibt. In den letzten Jahren hat sich die Zusammenarbeit mit der SDA problematischer gestaltet, weil diese Inputs oft sehr unreflektiert widergegeben hat. Das war in vielen Fällen Verlautbarungsjournalismus, ein Paradies für jeden PR-Menschen, wobei ich diese Tendenz nicht zuletzt auf die faktische Monopolstellung der SDA zurückführe. Aber als Bürger überlegt man sich ja trotzdem, ob das sinnvoll ist. PR-Firmen haben inzwischen angefangen, Medienmitteilungen, die früher reine Verlautbarungen waren, gleich inklusive Zitat zu liefern. Und die werden dann nicht selten von Online-Medien 1:1 so übernommen – lediglich das Kürzel des Journalisten wird noch hinzugefügt. Mit dem gestiegenen Zeitdruck ergibt sich oft auch die Situation, dass ein Lokalradiojournalist anruft und einfach dringend ein Zitat irgendeines Experten haben möchte. Man nimmt dann einfach den, der Auskunft gibt und nicht den, der etwas dazu zu sagen hätte.

Wie sehen Sie die Behörden?
Ich war von 2001 bis 2003 Informationsbeauftragter im Bundesamt für Strassen. Meine Auffassung war damals, dass alles, was die Verwaltung betrifft, auch öffentlich sein muss, dass man nichts verheimlichen oder verschweigen muss. Doch in den letzten zehn, fünfzehn Jahren führt sich die Verwaltung wie eine eigene Gewalt auf, die eigene Interessen durchzusetzen versucht. Ich hatte übrigens damals nur einen Mitarbeiter. Heute arbeiten in diesem Bereich sieben Personen. Den Vorwurf, dass dieser Bereich zu sehr ausgebaut wurde, teile ich.

Das Gespräch mit Michael Gehrken wurde am 16. September 2015 in Bern geführt.

Foto: Thomas Egger.

Als ergänzender Lesetipp sei das Interview «Man kann Dreck nicht zu Gold machen» in der Berner Zeitung empfohlen, das Stefan von Bergen mit Lorenz Furrer geführt hat.

September 22, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Bern, 21. September 2015, 15:32 Uhr

Bern, 21. September 2015, 15:32 Uhr

«Natürlich gehe ich zur Wahl. Die Listen habe ich bisher noch nicht genau angeschaut, aber werde Namen auswählen und nicht Parteien. Ich wähle im Kanton Graubünden, und dort ist die Auswahl relativ beschränkt. Wahrscheinlich wähle ich eine leere Liste aus und fülle sie mit Kandidaten auf. Die SVP werde ich auf jeden Fall nicht wählen. Nach dem Ausfüllen meines Smartvote-Fragebogens hatte ich nun zum Zweiten mal nacheinander in der Auswertung die gleiche Kandidatin zuoberst, eine junge Frau von der JUSO. Aber ich werde sie nicht wählen, da ich finde, dass man etwas Lebenserfahrung braucht als Nationalrätin. Man muss auch nicht als allererstes Amt gleich in den Nationalrat, da gehört doch auch etwas Lebensschule dazu. Es schadet sicher nicht, zunächst mal im Gemeinderat oder im Kantonsrat aktiv gewesen zu sein. Mir geht es darum, dass wir einen fairen und sozialverträglichen Staat basteln, denn den haben wir meiner Meinung nach noch nicht. Auch ein Geringverdienender sollte in der Schweiz ein gutes Leben führen können.»

September 22, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Zollikofen, 14. September 2015, 20:44 Uhr

Zollikofen, 14. September 2015, 20:44 Uhr

«Ich werde die Männer- und die Frauenliste der SP mischen. Dazu nehme ich die leere Liste, fülle diese, und schreibe dann oben noch etwas rein. Der Ordnung halber: denn das kann man doch nicht lesen, wenn ich anfange, durchzustreichen und reinzuschreiben. Die SP hat für mich in diesem Wahlkampf etwas zu wenige markante Themen gebracht. Aber ich werde nicht auf die Migrantenschiene aufspringen; das ist ein Thema, das man derzeit im Wahlkampf sehr negativ ausschlachtet und ich finde, das muss nicht sein. Es sind Menschen, die kommen, es sind Menschen, die schwierige Geschichten haben. Daraus Wahlkampf zu machen und damit brillieren zu wollen – das finde ich schwach. Wichtige Themen für mich sind gute Bildung, gerechte Renten und gleicher Lohn für gleiche Arbeit, egal, ob Mann oder Frau. SVPler kenne ich zwar viele gute, aber weiter kommen in dieser Partei dann doch nur jene mit den plakativen Aussagen. Deshalb fällt es mir schwer, überhaupt jemanden von dieser Partei aufzuschreiben – die Stimme geht dann nämlich an jene, die ich keinesfalls wählen möchte.»

September 21, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Bachs, 12. September 2015, 13:13 Uhr

Bachs, 12. September 2015, 13:13 Uhr

«Ich will, dass wir nicht in die EU gehen! Deshalb ist klar: SVP, Liste 1. Ich werde diese Liste ergänzen mit Leuten von der Jungen SVP. Zwei Parteien habe ich überhaupt kein Vertrauen gegenüber, den Grünen und den Sozialdemokraten. Es kann nicht sein, dass wir immer mehr Staatsangestellte haben und immer weniger Unternehmer. Denn wenn es keine Gewerbler, keine Industrie, keine Unternehmen mehr gibt – wer arbeitet denn, so dass der Staat Geld verbrauchen kann? Wenn wir so weiter machen, dann laufen wir Gefahr, Probleme zu erhalten wie Griechenland oder Spanien. Wir müssen auch unsere Kultur fördern, denn ich will nicht zu einem Exot werden im eigenen Land. Mir ist die Erhaltung unserer Schweizer Werte wichtig, Freiheit, Meinungsäusserungsfreiheit. Wenn ich etwas sage, will ich damit nicht zu einem Rechtsfall werden.»

September 20, 2015von Ronnie Grob
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Über mich


© Daniel Jung
Hallo, mein Name ist Ronnie Grob. Seit 2007 arbeite ich als Journalist und Blogger. Ich bin verantwortlich für Nach Bern! – eine Website, die den Wahlkampf um die Schweizer Parlamentswahlen am 18. Oktober 2015 verfolgte. Details dazu HIER.

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