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Schweizer Wahlkampf 2015
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Schweizer Wahlkampf 2015
Schweizer Wähler

Brig, 28. September 2015, 20:33 Uhr

Brig, 28. September 2015, 20:33 Uhr

«Ich wähle Liste Nummer 1, CSP. Zwei Namen werde ich darauf doppelt hinzufügen, nämlich Philippe Nantermod (FDP) und Michael Kreuzer (SVP). Die CSP wähle ich traditionsbedingt, ich habe die schon immer gewählt. Sie ist politisch gut aufgestellt, mit einem bürgerlichen Touch, aber auch sozial. Es ist eine Ausgleichpartei, ein Mix zwischen CVP, FDP und SP. Der Gründer der CSP war ausserdem der Taufpate meiner Mutter. Hier im Wallis war die Energiepolitik das wichtigste Wahlkampfthema, und der Tourismus. Ich bin für die Energiewende, aber sie muss gestaffelt vor sich gehen – wir können nicht einfach per sofort alle AKWs abstellen. Die Wasserkraft ist eine riesige Chance für uns. Die Parlamentarier vom Wallis und von Graubünden müssen schauen, dass die Wasserkraft wieder mehr Gewicht hat in Bern. Nie wählen würde ich SP: Mich stört, dass in dieser Partei keinerlei Stolz auf Schweizer Werte gibt.»

Oktober 17, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Brig, 28. September 2015, 21:06 Uhr

Brig, 28. September 2015, 21:06 Uhr

«Für den Nationalrat lege ich die Liste der SVP unverändert ein. In den Ständerat wähle ich Jean-René Fournier (CVP) und Franz Ruppen (SVP). Mir ist die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit der Schweiz im gesamteuropäischen Kontext wichtig, ich will keine grössere institutionelle Anbindung an die EU. Als Bewohner eines Randgebiets ist mir zudem der Föderalismus ein Anliegen, dass es hier einen Ausgleich gibt zwischen den Berg- und den Talgebieten. Nie wählen würde ich die PNOS.»

Oktober 14, 2015von Ronnie Grob
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Wahlveranstaltung

Drei Zürcher bei den Romands – und warum Roger Köppel ein SVP-Bundesratskandidat werden könnte

Die Zürcher SVP-Aushängeschilder Blocher, Köppel und Mörgeli treten an einem Anlass der UDC Vaud in Lausanne auf und sprechen einen Abend lang Französisch. Die Frage ist: Wohin geht es mit Roger Köppel nach den Wahlen?

Comment régler le chaos?

Die Sicherheitsvorkehrungen für den Anlass im Kongresszentrum Palais de Beaulieu in Lausanne sind scharf. Als ich am Eingang zum Anlass dem hinzugezogenen Chef der Security ein E-Mail von Claude-Alain Voiblet (SVP) zeige, in dem er mir die Akkreditierung für den Event zusichert, lacht er nur, und sagt, so ein E-Mail, das könne doch jeder hier zeigen. Bald darauf werde ich dann aber doch zur Medienkonferenz zugelassen. Als mich Roger Köppel (SVP) erkennt, ruft er mir gleich auf Französisch und im Scherz zu, ich dürfe dann hier keine Fotos machen, sonst würde ich rausgeschmissen (vgl. «Per sofort kein Zutritt mehr zum Bundeshaus für Nachbern.ch»).

Roger Köppel, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli an einem SVP-Event in Lausanne am 2. Oktober 2015.

Eine Journalistin will wissen, wie das Asylchaos denn nun konkret aussehe, sie könne sich das nicht vorstellen. Blocher antwortet, dass das Schengen/Dublin-System nicht mehr funktioniere. Es sei halt alles relativ. Was für einen Italiener vielleicht noch kein Chaos sei, ist für einen Schweizer schon längst ein Chaos. Ob es Gemeinsamkeiten gebe mit der französichen Partei Front National? Nein, antwortet Blocher, das sei eine linke Partei mit etatistischen Lösungen.

Christophe #Blocher #UDC: "Nous sommes différents du @FN_officiel. Eux veulent plus d'État, ils sont de gauche" @la_tele

— Nasrat Latif (@NasratLatif) October 2, 2015

Es sei das dritte oder vierte Mal, dass Blocher in der Romandie ist, erzählt Organisator Voiblet den anwesenden Journalisten, von denen viele jung sind und einen Migrationshintergrund zu haben scheinen. Er sei sehr froh, diese drei Persönlichkeiten hier zu haben, was natürlich sofort die Frage hervorruft, weshalb drei Zürcher hier auftreten. Hat es denn keine attraktiven Kandidaten unter den Romands? Die SVP des Kantons Waadt wurde in den letzten vier Jahren von Bauern und Winzern vertreten, und einem Agraringenieur. Eine ausdrückliche Unterstützung erhalten die bisherigen Kandidaten André Bugnon (SVP), Jean-Pierre Grin (SVP), Guy Parmelin (SVP) und Pierre-François Veillon (SVP) keine. Auf der Website sind die wieder antretenden Bisherigen zusammen mit den neuen Kandidaten alphabetisch aufgeführt. Köppels «Weltwoche» beklagt sich zudem in der Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe über den fehlenden Liberalismus vieler in der SVP: «Als schwer zu überzeugen gelten die meisten Romands», steht beispielsweise darin. Das Abstimmungsverhalten von Parmelin wird im Artikel gleich zweimal erwähnt.

Auf die Bühne kommen sie alle nicht heute. Die Kandidaten der Jeunes UDC Vaud jedoch schon:

Roger Köppel, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli an einem SVP-Event in Lausanne am 2. Oktober 2015.

Bei ihnen sind die Zürcher gefragt als Autogrammschreiber:

Affiche dédicacée par Blocher, @koeppel @ChrMoergeli #CHvote #UDC #JUDC #cde pic.twitter.com/hzmx6N7P6o

— Karlen&Petit2015 (@KarlenPetit2015) October 2, 2015

Apropos Weltwoche: Blocher bedauert an der Medienkonferenz, dass es in der Romandie nicht ein Journal wie die Weltwoche gebe, vielleicht müsse sich eines gründen. Einige Ausgaben des Wochenmagazins werden nach dem Anlass verteilt, zusammen mit dem Parteiprogramm und einer SVP-Zeitung mit dem Titel «Edition Speciale». Das «Spezialdossier Asyl» der Weltwoche ist gleich der für die Journalisten zusammengestellten Medienmappe beigelegt. Nach dem Anlass führe ich mit einem Walliser ein Kurzinterview für die Rubrik «Schweizer Wähler». Als ich seinem schnellen Französisch kaum folgen kann, lacht er, auch er sei dazu gezwungen, besser deutsch zu lernen, wenn er die Weltwoche lesen und verstehen wolle.

Roger Köppel, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli an einem SVP-Event in Lausanne am 2. Oktober 2015.

Roger Köppel, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli an einem SVP-Event in Lausanne am 2. Oktober 2015.

Die in die Halle strömenden Gäste sehen auch nicht anders aus als SVP-Anhänger in der Deutschschweiz; viele sind grauhaarig und wirken eher rural als urban. Sie brauchen aber eine Zutrittsberechtigung, um überhaupt hereinzukommen. Haben sie keine, werden sie von zwei «Securitas»-Angestellten – einer weissen Frau und einem schwarzen Mann – genaustens untersucht. Der Saal dann füllt sich mit ein paar Hundert Personen etwas mehr als zur Hälfte. Wenn Blocher auf «Tele Blocher» erzählt (ab Minute 17:30), dass seine Wahlveranstaltungen «ausnahmslos ganz gut besucht» und «immer voll» sind und ausserdem von «sehr vielen jungen Leuten zwischen 18 und 30» besucht werden, dann ist das – zumindest was diesen Anlass in Lausanne angeht – nicht haltbare Wahlpropaganda.

Roger Köppel, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli an einem SVP-Event in Lausanne am 2. Oktober 2015.

Zuerst wird das Partei-Musikvideo «Welcome To SVP» gezeigt, was eine erstaunlich grosse Erheiterung auslöst. Offenbar haben es die meisten Leute hier noch nie gesehen. Obwohl der Song auf Schweizerdeutsch ist, kommt er gut an. Überhaupt ist es ein äusserst dankbares Publikum. Blocher muss nur «Madame Sommaruga» sagen, und schon lachen die Leute. Man scheint sich hier einig zu sein, dass die EJPD-Vorsteherin und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (SP) eine Lachnummer ist.

Die drei Zürcher sprechen alle frei und gut Französisch, auch wenn ihnen natürlich nicht immer alle Ausdrücke sofort präsent sind. Christoph Mörgeli (SVP) muss seine Sprachkenntnisse allerdings kaum beweisen. Er liest seinen historischen Vortrag, der den ganz grossen Bogen von der Bibel und dem Bundesbrief über die Hugenotten und die Uhrenindustrie bis zu den Flüchtlingen im 2. Weltkrieg schlägt, vom Blatt ab und erhält keine Fragen, weder an der Medienkonferenz noch am Anlass.

Roger Köppel, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli an einem SVP-Event in Lausanne am 2. Oktober 2015.

Christoph Blocher (SVP) spricht die Sprache spätestens seit seiner Zeit als Bundesrat. Und Roger Köppel (SVP)? Er muss geübt haben. Die drei teilen sich den Abend in eine historisch-theoretische Rede, eine Unterhaltungsrede und eine Kampfrede auf: Historiker Mörgeli legt die Grundlage mit einem ernsten, historischen Unterbau. Danach lockert Altstar Blocher das Publikum als freier Unterhaltungsredner auf – und erhält schon in den ersten Minuten viele Lacher. Zuletzt folgt dann die Kampfrede von Roger Köppel, die, auch wenn sie keineswegs brüllend gehalten wird, mehrfach von spontanem Applaus unterbrochen wird; zum Beispiel, als er sagt, die Politiker in Bern würden in einem Paralleluniversum leben. Er glaube nicht, dass es Departementschefin Simonetta Sommaruga und Staatssekretär Mario Gattiker «können», man müsse das Personal wechseln dort. «Wenn man die Probleme lösen will, dann muss man die richtigen SVP-Leute nach Bern schicken! Es braucht Leadership in Bern!» Grosser Applaus am Ende, vielleicht der grösste Applaus des Abends.

Es stellt sich die Frage, wohin es mit Roger Köppel nach den Wahlen geht. Ist es ein Zufall, dass er Französisch geübt hat? Dass er als Kandidat für den Zürcher Nationalrat auf Listenplatz 17 in Lausanne Vorträge hält? Dass er sowohl bei der Medienkonferenz als auch beim Anlass den Platz in der Mitte, zwischen Mörgeli und Blocher, erhält? Dass er von Leadership redet, die es in Bern dringend brauche? Hier mal vier Szenarien:

1. Köppel wird nicht Nationalrat
Möglich, aber unwahrscheinlich. Durch seine Bekanntheit wird er von vielen Panaschier-Stimmen profitieren, die es für eine lustige Idee halten, ihn ins Parlament zu wählen.

2. Köppel wird in den Nationalrat gewählt und bleibt Nationalrat
Möglich. Aber mich würde es eher überraschen, wenn er es vier Jahre lang aushält, in den Kommissionen zu sitzen und im Saal die Abstimmungsknöpfe zu betätigen.

3. Köppel wird in den Nationalrat gewählt und tritt nach kurzer Zeit zurück
Für die Partei eine sehr gute Lösung. Sie kann mit ihm neue Wählerschichten für die Zürcher SVP-Liste erschliessen und zieht nach dem Rücktritt einfach einen Kandidaten nach.

4. Köppel wird in den Nationalrat gewählt und tritt an zur Bundesratswahl
Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass der äusserst ehrgeizige Köppel nach einem SVP-Wahlsieg als Bundesratskandidat präsentiert wird. Als einer, der – so das Parlament will – als Bundesrat aufräumt mit dem angeblichen «Asylchaos» im Departement Sommaruga. Oder der – so das Parlament nicht will – die Partei in die Opposition führt.

Roger Köppel, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli an einem SVP-Event in Lausanne am 2. Oktober 2015.

Die SVP-Unternehmer werden sich einig sein, dass es für den Management-Job des Bundesrats vor allem unternehmerische Qualitäten benötigt und nicht zwingend Erfahrung in der Politik. Vielleicht hören wir davon in der Elefantenrunde am Wahlabend. Oder dann in vier oder acht Jahren. Konkret von der «Schweiz am Sonntag» auf eine Kandidatur als Bundesrat angesprochen, antwortete Köppel mit einem Zitat, das angeblich von Golo Mann stammt: «Überschätzen Sie mich heute nicht, auf dass Sie mich morgen nicht unterschätzen.» Das Zitat kann mannigfaltig gedeutet werden. Aber wäre die Idee völlig abwegig – hätte sie Köppel nicht einfach dementieren können? Ob die Bundesrats-Findungskommissionen der SVP und die in den Medien von Seiten der SVP genannten Kandidaten mehr Nebelpetarden oder mehr Realität waren, wird wohl schon kurz nach den Wahlen Klarheit.

Denkbar sind auch Zweiertickets mit Kandidaten, die für das Gedankengut der Blocherschen SVP stehen, also Blocher selbst, seine Tochter Magdalena Martullo-Blocher (SVP) oder ein anderer in den letzten Jahren zu nationaler Bekanntheit aufgebauter Kandidat. Zu beachten sind auch die Sprachregionen: ein Rücktritt des Zürcher Bundesrats Ueli Maurer (SVP), von dem sich die Blochersche SVP irgendwie mehr versprochen hat, würde den Weg für Zürcher Kandidaten frei machen.

Der Anlass der UDC Vaud fand am 2. Oktober 2015 im Palais de Beaulieu in Lausanne statt.

Nachtrag, 13. Oktober 2015, 10 Uhr:
Die Möglichkeit, dass Ueli Maurer (SVP) zurücktreten und zwei neuen Kandidaten Platz machen könnte, wird heute auch vom „Blick“ thematisiert:

"Blick" vom 13. Oktober 2015

Oktober 12, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Zürich, 9. Oktober 2015, 17:12 Uhr

Zürich, 9. Oktober 2015, 17:12 Uhr

«Ich kann nicht wählen, weil ich Deutscher bin. Zwar lebe ich seit acht Jahren in der Schweiz, aber einen Schweizer Pass habe ich noch nicht. Ich verfolge die Wahlen aber und finde das politische System in der Schweiz faszinierend. Es weist doch ziemlich viele Unterschiede zu Deutschland auf. Die Parteienlandschaft beispielsweise erscheint mir hier breiter und bunter. In Deutschland habe ich meistens die Grünen gewählt, und könnte ich hier wählen, würde ich mich wohl mal intensiv mit den Grünliberalen auseinandersetzen, die könnten interessant sein für mich. Im Moment finde ich das Flüchtlingsthema wichtig. Wenn man aber längerfristig denkt, dann sind die Sicherung der Sozialsysteme oder die Staatsverschuldung die relevanteren Themen, auch wenn sie unsexy sind. Nie wählen würde ich die SVP, weil ich den Stil dieser Partei nicht mag und auch finde, dass ihre Methoden die Grenze zu unlauterer Propaganda zu oft überschreiten.»

Oktober 12, 2015von Ronnie Grob
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Wahlveranstaltung

Tourismus und Energie, Abgottspon, Raclette in der Industriehalle

Ein Ausflug ins Wallis führt mich zu den Ständeratskandidaten des Kantons, zu einem Kirchenkritiker namens Abgottspon und in eine Industriehalle, in der Volksmusik gespielt und Fondue serviert wird.

Ich erinnere mich an den Vortrag von Migros-Lobbyist Martin Schläpfer. Die aggressivsten, charmantesten und besten Lobbyisten seien die Walliser, erzählte er. Im Vergleich mit ihnen seien die Ostschweizer geradezu unfähig, sich in Bern für ihre eigenen Belange einzusetzen. Stimmt das? Ich fahre ins Wallis, um das herauszufinden. Zunächst nach Brig, wo sich die vier Oberwalliser Ständeratskandidaten an einem Wahlpodium vor rund 100 Besuchern rhetorisch messen.

Brig, Wallis, 28. September 2015
Von links nach rechts: Priska Dellberg (SRF), Thomas Burgener (SP), Beat Rieder (CVP), Pierre-Alain Grichting (FDP), Franz Ruppen (SVP) und Silvia Graber (SRF).

Die Themenwahl des Abends überrascht den Unterländer. Es wird nicht etwa über das Thema gesprochen, welches die Schweizer wie kein anderes bewegt, die Migrationspolitik. Sondern über den Tourismus und die Energiepolitik (und ein bisschen auch noch über den starken Franken und den Wolf). Beim Tourismus ist die Lage klar, so schreibt es auch das SRF: «Weitgehend einig waren sich die Kandidaten bei der Frage, dass der Tourismus weitreichende Unterstützung brauche von der öffentlichen Hand.»

Und bei der Energiefrage? Nimmt kurzerhand der moderierende Journalist (Herold Bieler, «Walliser Bote») die auf dem Podium nicht existierende grüne Position ein und fragt, wo Energie gespart werden könnte. Die Positionen der Kandidaten sind erwartbar: Beat Rieder (CVP) ist auf der Linie seiner Bundesrätin: «Der Atomausstieg ist eine beschlossene Sache und wird bis 2050 Tatsache sein! 2019 wird Mühleberg abgestellt, danach fährt Beznau und Leibstadt herunter.» Franz Ruppen (SVP) ist gegen die Energiewende: «Ich bin gegen die Energiestrategie 2050. Noch niemand konnte mir aufzeigen, wie das funktionieren soll.» Thomas Burgener (SP) hofft auf erneuerbare Energien: «Photovoltaik wird sich durchsetzen. Es gibt keinen besseren Kanton für alternative Energien in der Schweiz als das Wallis.» Überraschend ist nur die Position von Pierre-Alain Grichting (FDP), der sich als der Liberale auf dem Podium explizit gegen eine Liberalisierung (des Strommarkts) ausspricht: «Wenn die Preise liberalisiert werden, dann kaufen die Firmen den billigen Strom aus Deutschland.»

Brig, Wallis, 28. September 2015

Die Veranstaltung ist vom Regionaljournal Bern Freiburg Wallis organisiert. Den anschliessenden, reichhaltigen Apéro bezahlt die SRG Wallis:

Brig, Wallis, 28. September 2015

Auch wenn sie redlich bemüht sind, sich voneinander abzugrenzen, unterscheidet die vier bürgerlichen Ständeratskandidaten (Rieder, Ruppen, Grichting und der nicht anwesende Jean-René Fournier (CVP)) wenig. Hier ihre vier Spider gemäss Vimentis:

Vimentis-Spider der vier bürgerlichen Ständeratskandidaten

Wer ist wer? Die Unterschiede sind marignal.

* * *

Am Tag darauf treffe ich mich am Mittag mit Oberstufenlehrer Valentin Abgottspon zu einer deftigen Käseschnitte in der «Walliser Wii Stuba». Er glaubt, es sei bei nicht wenigen Politikern im Wallis Zufall, in welcher Partei sie sind: «Die Parteizugehörigkeit wurde dadurch entschieden, in welchem Jahr sie mit Politik anfingen oder in welcher Partei der Vater war.» Das könnte die nicht liberale Position des Liberalen Grichting erklären.

Ist man im Wallis nicht auch arg protektionistisch? Der Eindruck, dass man sich zuerst als Walliser versteht, und dann als Schweizer, trüge nicht, sagt Abgottspon. Doch die Bündner beispielsweise seien da nicht anders: «Die Frage ist, ob dieses Selbstbewusstsein gerechtfertigt ist. Das Wallis ist eine strukturschwache Region und per Finanzausgleich Empfänger von Hunderten von Millionen Franken jedes Jahr. Vielleicht sollte man diese Zahlungen stoppen, bis das Wallis Grundrechte eingeführt hat. Denn im Wallis kann man bis heute auf der Steuerrechnung nicht erfahren, wie viel von den Steuern an die Kirche geht. Hier zahlt einfach die Gemeinde das Defizit, die Kirchensteuer wird nicht offen ausgewiesen. Wer aus der Kirche ausgetreten und ihr nichts bezahlen möchte, muss jedes Jahr einen Rückforderungsantrag stellen und erhält dann doch nicht das zurück, was sie tatsächlich kostet.»

Valentin Abgottspon

Im Oberwallis kralle sich die CVP an gestrige Gesellschaftsideen und weigere sich, im 21. Jahrhundert anzukommen, kritisiert Kirchenkritiker Valentin Abgottspon, der als Vize-Präsident der Freidenker-Vereinigung der Schweiz für eine saubere Trennung zwischen Kirche und Staat einsteht: «Als Lehrer war ich jedes Schuljahr mit 32 Terminen konfrontiert, die irgendwas mit der Kirche zu tun hatten. Ausserdem finde ich es sehr stossend, dass es Kruzifixe hat in den Gerichtssälen und den Schulen.» Abgottspon wurde 2010 an einer staatlichen Schule fristlos entlassen, weil er in seinem Schulzimmer kein Kruzifix aufhängen wollte und sich allgemein für säkulare Schulen einsetzte. Das Kantonsgericht hat die fristlose Kündigung inzwischen als ungerechtfertigt beurteilt.

Man dürfe die Walliser CVP nicht verwechseln mit der CVP, wie es sie im Rest der Schweiz gibt, sagt Abgottspon weiter: «Sie polemisiert gegen Nicht-Heterosexuelle und hat die Tendenz, die Kirche und die Religion in Schutz zu nehmen und hierbei nichts zu hinterfragen. Positiv ist, dass sie die absolute Macht verloren hat im Grossen Rat.» Allerdings gebe sich die SVP, an welche die CVP in den letzten Jahren viele Wähleranteile verloren hat, in diesem Kanton betont christlich-konservativ und schaffe es, noch fast katholischer als die CVP aufzutreten, so Abgottspon.

* * *

Am Abend dann fahre ich mit dem Postauto nach Gamsen, an den Wahlapéro der CVP des Bezirks Brig. Eine dreiköpfige Kapelle spielt Volksmusik. Die Herren in den weissen Hemden und den roten Gilets (mit Walliser Wappen drauf) sehen super aus und spielen hervorragend. Doch hätte ich sie nicht eher bei einem Anlass der SVP anzutreffen vermutet? Vielleicht spielen sie dort auch.

Gamsen, Wallis, 29. September 2015

Als ich um 19 Uhr pünktlich ankomme, ist die Industriehalle des halb-staatlichen und halb-privaten Stromversorgers Enbag (www.iischi-energie.ch) schon gut gefüllt, auch hier sind etwa 100 Personen anwesend. Sofort wird Weisswein und Rotwein ausgeschenkt und eifrig nachgeschenkt. Die meisten Besucher sind mit dem Auto da, und tatsächlich, um fahrtauglich wieder einzusteigen, wechseln viele ihr Getränk schon bald auf Wasser.

Gamsen, Wallis, 29. September 2015

Andreas Zenklusen (CVP), der durch den Anlass führt, erklärt mir gleich freiheraus, dass die CVP nichts zahlt für die Hallenmiete hier. Schliesslich profitiere doch auch die Enbag vom Anlass, das sei offensichtlich. Enbag-Verwaltungsratspräsident Renato Kronig darf dann auch zehn Minuten lang reden: «Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit und eine Ehre, hier Gastrecht zu gewähren», sagt er. Und will dann vor der versammelten Politprominenz auch noch «ein paar Wünsche» äussern. Man müsse im Strommarkt europäisch integriert sein. Und die Bergkantone müssen zusammenstehen, um gegen den Druck auf den Wasserzins und auf die Preise der Wasserkraftwerke zu bestehen. «Ich wünsche euch viel Erfolg. Wenn ihr Erfolg habt, dann haben wir auch Erfolg.»

Gamsen, Wallis, 29. September 2015

Nach dem Anlass werden Hälften grosser Käselaiber angeschmolzen und auf Plastikteller geschabt. Ein herausragendes Raclette, serviert mit heissen Kartoffeln und Cornichons und Silberzwiebeln aus riesigen Gläsern beendet den Abend. Und überdeckt den Wein von vorher. Die Angst, den Führerausweis zu verlieren, regiert auch im Wallis.

Die Anlässe und Gespräche fanden am 28. und 29. September 2015 in Brig und Gamsen statt.

Oktober 8, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Thun, 26. September 2015, 16:18 Uhr

Thun, 26. September 2015, 16:18 Uhr

«Wählen und Abstimmen gehört für mich zur Bürgerpflicht, ich gehe jedes Mal hin. Ich werde eine leere Liste verwenden und oben SVP hinschreiben. Ausfüllen werde ich sie mit Kandidaten der SVP, der FDP und vielleicht auch der EDU. Unseren Thuner Stadtpräsidenten, Raphael Lanz (SVP), werde ich zweimal auf die Liste schreiben. Ich wähle die SVP nicht explizit im Zusammenhang mit der momentanen Migrationsproblematik, sondern ich wähle die SVP, weil sie jenen Wertkonservatismus vertritt, der mir wichtig ist. Es geht mir um die Werte unseres christlichen Abendlands, das dank dem prägenden Gedankengut der Reformation zu dem werden konnte, was es heute in Teilen noch bewahrt. Nicht wählen würde ich Kandidaten der PNOS, diese Partei ist mir zu extrem.»

Oktober 7, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Gamsen, 29. September 2015, 21:03 Uhr

Gamsen, 29. September 2015, 21:03 Uhr

«Ich wähle Liste 4, CVP. Das ist so eine gute Liste, dass ich nur kumulieren werde, nicht panaschieren; da hat es genügend gute Kandidaten drauf, die man wählen kann. Die Themen im Wahlkampf waren für mich die Energie- und die Asylpolitik. Wichtig ist aber auch die Solidarität zwischen den Berg- und den Mittelandgebieten. Die spielt nicht mehr so gut wie auch schon, da hatten wir einige negative Beispiele wie die Zweitwohnungsinitiative oder das Raumplanungsgesetz. Hier braucht es meiner Meinung nach mehr gegenseitige Solidarität. Eher wenig anfangen kann ich mit der SVP und der SP. Auch wenn sie ab und zu gute Ideen haben.»

Oktober 6, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Lausanne, 2. Oktober 2015, 22:28 Uhr

Lausanne, 2. Oktober 2015, 22:28 Uhr

«Wir im Wallis haben nicht so viel Auswahl, ich wähle einfach die Besten der SVP-Liste. Kandidaten anderer Parteien kommen nicht drauf. Wir müssen die Integrität der Schweiz bewahren, dank Christoph Blocher (SVP) ist das Chaos durch die Annäherung an die EU noch nicht so weit fortgeschritten. Dank seiner Popularität hat sich die SVP auch in der Romandie entwickelt und verfügt nun über einige wählbare Kandidaten. An der Urne sieht man jeweils, dass diese Partei durchaus Wähler findet, auch wenn sie verpönt ist. Früher war ich in der CVP, doch heute ist das eine Partei wie die anderen. Die Popularität ist wichtiger als alles andere. Die meisten Politiker sagen nicht die Wahrheit. Sie lesen die Zeitungen, um zu wissen, was sie morgen sagen, und um nicht von den Zeitungen kritisiert zu werden.»

Oktober 5, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Gamsen, 29. September 2015, 20:41 Uhr

Gamsen, 29. September 2015, 20:41 Uhr

«Ich war schon immer einer, der wählen gegangen ist, und ich gehe auch dieses Mal hin. Ich bin ein überzeugter CVP-Wähler und ich werde auch dieses Mal die Liste der CVP einlegen. Panaschieren werde ich, aber nur mit der Liste der Jungen CVP. Mir wurde die CVP-Zugehörigkeit in die Wiege gelegt; aber ich bin auch von der Politik dieser Partei überzeugt. Sie politisiert nicht mit Schlagwörtern, sondern präsentiert Lösungen. Hier im Wallis ist der Tourismus wichtig, und unsere Politiker haben sich in Bern für den Tourismus stark gemacht – deshalb wähle ich auch dieses Jahr wieder CVP. In den Ständerat sollten wieder zwei Kandidaten der C-Parteien gewählt werden, ein Unterwalliser und ein Oberwalliser. Gemeinsam haben sie mehr Kraft, unsere Anliegen zu vertreten. Nie wählen würde ich SVP, auch nicht die im Wallis, denn die ist Zürich-orientiert. Eine eher Bern-orientierte SVP oder die BDP könnte ich mir dagegen vorstellen.»

Oktober 3, 2015von Ronnie Grob
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Schweizer Wähler

Brig, 28. September 2015, 20:23 Uhr

Brig, 28. September 2015, 20:23 Uhr

«Als Grundlage nehme ich die Liste 3, auf der ich auch drauf bin, die JUSO-Liste. Darauf hinzufügen werde ich die SP-Spitzenkandidaten der kantonalen Liste, German Eyer (SP) und Christa Furrer-Treyer (SP). Im Moment ein wichtiges Thema ist für mich der starke Franken. Hier muss Druck gemacht werden auf die Politik und auf die Nationalbank: ein Mindestkurs von mindestens 1.20 muss eingeführt werden. Und generell bewegt mich die soziale Ungerechtigkeit: Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Hier muss man endlich mal etwas ändern! Nie wählen würde ich die SVP: Die setzen sich schlussendlich nur immer für die Stärkeren ein. Man muss den Schwachen helfen und gegen die Starken kämpfen – und nicht umgekehrt.»

Oktober 2, 2015von Ronnie Grob
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Über mich


© Daniel Jung
Hallo, mein Name ist Ronnie Grob. Seit 2007 arbeite ich als Journalist und Blogger. Ich bin verantwortlich für Nach Bern! – eine Website, die den Wahlkampf um die Schweizer Parlamentswahlen am 18. Oktober 2015 verfolgte. Details dazu HIER.

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4 Sie setzt sich ein für die dauerhafte Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und für eine friedliche und gerechte internationale Ordnung.


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